Im Hamsterrad in Richtung Pensionierung
In meinen 25 Jahren als Berater für berufliche Vorsorge durfte ich sehr viele Menschen mit Fragen zu Ihrer Pensionierung beraten und begleiten. Die meisten von ihnen hatte das fünfzigste Altersjahr überschritten. Jüngere interessieren sich in der Regel noch nicht für dieses wichtige Thema.
Bei diesen Beratungen konnte ich grob zwei unterschiedliche Gruppen erkennen:
Menschen welche in ihrem Beruf Erfüllung erfahren und Sinn finden. Diese machen sich noch keine grossen Gedanken zur Pensionierung. Sehr oft sind das Menschen aus freien Berufen wie Ärzte, Anwälte, Architekten etc. Sehr viele Handwerker wie zum Beispiel Schreiner oder Metallbauer findet man auch in dieser Gruppe. Interessanterweise empfinden diese Menschen das Rentenalter 65 eher als Zäsur. Viele würden gerne auch danach weiterarbeiten. Im Beratungsgespräch wollen diese Menschen wissen, ob und wie sie die Pensionierung aufschieben können. Kann man in Rente gehen und trotzdem weiter arbeiten? Welche Vorgehensweise ist richtig oder empfehlenswert?
Menschen welche ihre Arbeit nur noch als Belastung empfinden und es kaum abwarten können, dass sie endlich in den wohlverdienten Ruhestand wechseln dürfen. Wer nun glaubt, dass es dabei nur um Menschen in körperlich und/oder psychisch schwer belastenden Berufen geht, täuscht sich. Erstaunlicherweise sind es oft Menschen in verantwortungsvollen Positionen. Sie haben eine bemerkenswerte Karriere hingelegt und erzielen ein überdurchschnittliches Einkommen. Die Pensionierung wird als rettendes Ufer angesehen, welches auf kürzestem Weg angestrebt wird. Die Vorstellung bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten zu müssen ist ihnen ein Graus. Der Gedanke, dass das Rentenalter noch steigen wird, ist für sie der reinste Horror. So strampeln sie weiter und zählen die Tage bis zu ihrer „Erlösung“.
Der Stolze, der Realist und der Verlorene
In diesem Blog wollen wir die zweite Gruppe genauer anschauen. Unter diesen, nennen wir sie mal „die Unzufriedenen“, gibt es wiederum verschiedene Typen.
- Die Stolzen
Einige würden ihre Situation niemals offen kommunizieren. Nach Aussen wird der starke Mann bzw. die starke Frau markiert. Sie leiden still und leise und nur in „schwachen Momenten“ rücken sie dann doch mit der Wahrheit raus. Ihnen ist der soziale Status und das was ihr Umfeld (Kollegen, Nachbarn) über sie denkt extrem wichtig. Darum beisst man sich so lange es geht durch. Man steckt viele persönliche und finanzielle Ressourcen in die Vorsorgeplanung und hofft, dass sie erstens möglichst früh in Rente gehen können und zweitens ihnen keine Reorganisation mit allfälligen Jobverlust einen dicken Strich durch die Rechnung macht. In der Praxis hatte ich Beispiele bei denen die Rechnung aufgegangen ist und solche die leider „zu früh“ ihre Stelle verloren haben und sich danach gezwungenermassen neu orientieren mussten.
- Die ängstlichen Realisten
Sie haben eine klare Sicht auf ihre Situation und können auch offen darüber reden. Ihnen ist auch klar, dass eine Veränderung gut tun würde. Oft wüssten sie eigentlich, was sie viel lieber tun würden. Es schlummern versteckte Leidenschaften, welche nicht, oder nur unzureichend ausgelebt werden. Sie glauben, dass sie ihre Situation nicht ändern können, weil zu viele Hindernisse sie daran hindern. Dazu zählen finanzielle und familiäre Verpflichtungen, fehlende Kompetenzen für eine neue Tätigkeit und viele weitere vermeintliche Hürden. Die Ratlosen würden ihren Beruf gerne ändern, aber es fehlt ihnen der Glaube und der Mut um diese Veränderung wirklich anzugehen. Deshalb neigen auch sie zum Aussitzen ihrer noch verbleibenden Erwerbszeit und hoffen auf eine möglichst frühe „Haftentlassung“. Manchmal geht die Rechnung sogar auf…
- Die Verlorenen
Diese Menschen haben oftmals bereits innerlich gekündigt und lassen sich einfach vom Leben und ihren Verpflichtungen treiben. Die Kraft reicht gerade noch aus, um die Arbeitswoche zu überstehen. Die Wochenenden reichen nicht mehr um sich zu erholen. Diese Menschen haben zu lange in einer unbefriedigenden und belastenden Situation verbracht. Aus eigener Kraft können sie keine Veränderung mehr anstreben und brauchen professionelle Hilfe von Ärzten und Psychologen. Leider musste ich ansehen wie einige in einen Strudel von Depression, Jobverlust und familiären Problemen gerieten und schlussendlich in die Erwerbsunfähigkeit gerutscht sind. So weit sollte es bei niemanden kommen.
Vorsorge aus verschiedenen Blickwinkeln
Die demografische Entwicklung stellt unser Altersvorsorgesystem auf eine harte Probe. Über kurz oder lang wird das Rentenalter steigen müssen. Die Leistungen sind bereits in den letzten Jahren deutlich gesunken und werden vermutlich noch weiter sinken. Die Hoffnung auf eine möglichst baldige Frühpensionierung ist schön und gut, aber die Kosten dafür steigen kontinuierlich. Was können Sie tun?
Die “finanzielle” Vorsorge
Wir denken beim Thema Altersvorsorge meistens nur an die finanzielle Vorsorge. Wir lassen uns von so genannten Vorsorgeberatern beraten und lassen uns dabei verschiedene mehr oder weniger nützliche Produkte aufschwatzen. Wir vergessen dabei, dass diese “Berater” ihren Kunden Finanzprodukte verkaufen müssen. Sei es, weil ihr Einkommen direkt von der Anzahl bzw. vom Volumen der von ihnen verkauften Produkte abhängt, oder weil ihre Zielerreichung (MBO) an ihrem Verkaufserfolg gemessen wird. Man kann diesen Beratern deswegen keinen Vorwurf machen. Die Verantwortung für unsere Altersvorsorge liegt nicht bei diesen Beratern, sondern ausschliesslich bei uns selbst liegt. Damit Sie bei der Konzeption einer effizienten und nützlichen Altersvorsorge die richtigen Entscheidungen treffen, brauchen Sie entsprechendes Wissen. Dieses können Sie sich selbst erarbeiten, oder durch eine wirklich unabhängige Beratung erlangen. Bitte vergessen Sie nicht, dass eine Beratung nur dann wirklich neutral und unabhängig sein kann, wenn Sie dafür bezahlen.
Eine gut konzipierte finanzielle Vorsorge ist im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und auf solidem Wissen basierend eine gute Sache. Die Beschränkung auf diese Form von Vorsorge ist jedoch aus verschiedenen Gründen gefährlich. Die Zeitspanne bis zur Pensionierung ist in der Regel sehr lang und bis dahin können viele externe Einflussfaktoren unsere Planung gehörig durchkreuzen.
Nur ein paar Beispiele:
Kapitalmarktrisiken (investierte Vorsorgevermögen verlieren an Wert)
Inflationsrisiko (das vermeintlich hohe Endalterskapital hat eine viel tiefere Kaufkraft als heute)
Zinsrisiko (tiefe Realzinsen, Vorsorgevermögen verliert schneller an Kaufkraft als es durch Verzinsung wächst)
Arbeitsmarktrisiken (Jobverlust, Lohneinbussen)
Politische Risiken (Ausbleibende, oder wirkungslose Reformen, Besteuerung, verdeckte Enteignung)
Langlebikeitsrisiko (steigendes Rentenalter, oder längere Lebensspanne welche vorfinanziert werden muss)
Geopolitische Risiken
“Alternative” Vorsorgeformen
Es macht Sinn sich zusätzlich mit alternativen Vorsorgeformen zu beschäftigen.
Eine erfüllende und sinnstiftende berufliche Tätigkeit
Wenn man sich durch das Arbeitsleben quälen muss, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit gesundheitliche und finanzielle Konsequenzen mit sich bringen. Die Arbeitsunfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen nimmt jährlich zu. Die Rückversicherungsgesellschaft PK Rück geht von einem strukturellen Trend aus.
Ist die berufliche Situation unbefriedigend? Dann ändern Sie die Situation! Was hat das Ganze mit der Altersvorsorge zu tun?
Wenn Sie bei der Arbeit Erfüllung und Sinn erfahren, ist es Ihnen egal, ob Sie bis 65 oder 70 Jahre arbeiten müssen. Im Gegenteil, Sie denken nicht daran Ihren geliebten Beruf aufzugeben, solange Sie noch fit und gesund sind.
Fehlt für eine Veränderung Klarheit, Mut und Entschlossenheit? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch!
Ein professionelles Coaching befähigt Sie, notwendige Veränderungen anzupacken. Veränderung muss übrigens nicht immer ein revolutionärer Umbruch bedeuten. Manchmal haben schon kleine Anpassungen eine grosse Wirkung.
Erkennen der eigenen Werte und Aktivierung vorhandener Ressourcen
Wenn Sie eine klare Vorstellung von den eigenen Werten haben, sind Sie in der Lage in Bezug auf die wichtigsten Lebensbereiche gezielt zu denken, zu fühlen und zu agieren. Ohne klare Wertvorstellung, handeln Sie möglicherweise gegen Ihre Werte, was zu einer Inkongruenz und somit zu Unzufriedenheit führt. Wir sind nur dann zufrieden, wenn wir nach unseren Werten leben. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre eigenen Wertvorstellungen ermitteln. Wertvorstellungen können sich im Leben verändern. Widerspricht die Arbeit den eigenen Werten, führt das zu latenter Unzufriedenheit und langfristig auch zu Krankheit.
Für die psychische Gesundheit ist das Zusammenspiel von Belastungen und Ressourcen entscheidend. Belastungen kann man mittels Ressourcen bewältigen. Je bewusster Ihnen Ihre Ressourcen sind, desto besser können Sie diese zur Bewältigung von Schwierigkeiten und belastenden Umständen einsetzen. Jeder kann seine Ressourcen ausfindig machen und lernen diese bewusst für mehr Wohlbefinden und Selbstbestimmung einzusetzen. Kennen Sie Ihre Ressourcen?
Ein positives menschliche Umfeld
Eine bekannter Spruch sagt: “Sie sind der Durchschnitt der fünf Menschen die Sie umgeben”. Ein schlechtes Umfeld kann Sie negativ beeinflussen und von wichtigen Schritten und Entscheidungen abhalten. Halten Sie Abstand von Pessimisten, destruktiven Kritikern und unzufriedenen Nörglern. Suche Sie die Nähe zu Optimisten, konstruktive Kritiker und zu Menschen die Ihnen wohl gesinnt sind. Solche positiven Menschen gehen mit gutem Beispiel voran und können Sie anspornen, es ihnen gleich zu tun. Positive Menschen freuen sich über ihre Erfolge und strecken ihnen bei Schwierigkeiten die Hand entgegen um Ihnen zu helfen. Wann haben Sie das letzte Mal Ihr menschliches Umfeld überprüft?
Fazit
Die Altersvorsorge ist ein sehr vielfältiges Thema. Verlassen Sie sich dabei nicht ausschliesslich auf den Staat, oder auf finanzielle Lösungen. Investieren Sie in Ihre eigene Fähigkeiten und Ihre Persönlichkeit. Gehen Sie in die Veränderung falls Ihre Arbeit und/oder Ihr Umfeld Ihnen nicht gut tut. Die beste Vorsorge ist eine Erwerbstätigkeit die Ihnen auch im Alter Einkommen, Selbstbestimmung, Freude und Befriedigung einbringt.
Wollen Sie Veränderung, aber es fehlt Ihnen an Klarheit und Mut? Nehmen Sie mit mir Kontakt auf und wir finden gemeinsam einen Weg zu mehr Selbstbestimmung und Zufriedenheit.