Kosten essen Rendite auf

Rendite und Zinsen - Achtung Geldillusion!

Wir haben unterdessen verstanden, dass eine Vorsorge nach dem Kapitaldeckungsprinzip ohne ausreichende Rendite bzw. Verzinsung nicht zielführend ist. Eine intelligente, risikogerechte und ausgewogene Anlagestrategie kann dafür sorgen, dass wir in 10, 20 oder mehr Jahren nicht nur ein hohes Nominalvermögen, sondern auch real (d.h. kaufkraftbereinigt) ein ausreichendes Vorsorgekapital aufbauen können.
Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen erkennen, wie das nominale Altersguthaben dank der regelmässigen Beiträge und der mehr oder weniger hohen Verzinsung wächst. Aber sie erkennen nicht wie die Verteuerung der Lebenshaltung (Inflation, steigende Gebühren und Sozialbeiträge) den realen Wert des Altersguthabens erodiert. Diesen Effekt nennt man GELDILLUSION.

Je höher die Teuerung über die Zeit, desto höher muss die Verzinsung unseres Sparkapitals sein, damit wir auch wirklich einen realen Wertzuwachs erreichen. Siehe dazu die Grafik “Inflationsrechner für die Schweiz”. In den 44 Jahren (volle Beitragszeit der AHV) von 1978 bis heute hat der Schweizer Franken im Durchschnitt jährlich 2.27% an Kaufkraft verloren.

Glauben Sie nun bitte nicht, dass ich als überzeugter Aktien- und Wertschriftensparer zur Welt gekommen bin. Im Gegenteil, ich war lange ein viel zu konservativer Sparer und habe jedes kleine Anlagerisiko gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Selbst im meinem Beruf war ich lange ein überzeugter Verfechter der BVG-Vollversicherungslösungen und nur schon der Gedanke an eine mögliche Unterdeckung einer Pensionskasse oder eines Vorsorgewerks, hat bei mir Unbehagen ausgelöst. Erst eine lange Phase mit sehr tiefen oder gar negativen Zinsen hat mir die Wichtigkeit einer intelligenten, risikogerechten Anlage der Vorsorgeguthaben aufgezeigt. Beruflich durfte ich zudem Erfahrungen in der Welt der teilautonomen Sammelstiftungen und der wertschriftenbasierten Kadervorsorge sammeln. In beiden Bereichen konnte ich beobachten, wie die Zusammenarbeit zwischen den Vorsorgestiftungen und guten Vermögensverwaltern zu erfreulichen Renditen auf den Vorsorgevermögen führten. Folglich konnten im Durchschnitt deutlich höhere Zinsen auf den Altersguthaben der Versicherten gewährt werden.

Lassen Sie sich nicht von einmaligen Ausreissern wie besonders hohen oder besonders tiefen Zinsen blenden. Für eine faire Bewertung einer Vorsorgelösung muss die gewährte Verzinsung bzw. die erzielte Rendite über einen längeren Zeitraum erfasst und auch mit den Werten von anderen Vorsorgelösungen verglichen werden.

Achtung Kosten!

Gerade bei individuellen Formen der Altersvorsorge wie bei 3a- und Freizügigkeitslösungen (z.T. auch 1e-Lösungen) müssen Sie aufpassen, dass Ihnen die erzielte Rendite auch wirklich zugute kommt. Hohe Gebühren können Ihre Kapitalerträge schmälern. Leider sind die vielfältigen Gebühren der verschiedenen Vorsorgeanbieter für Laien schwer verständlich und oft kaum untereinander vergleichbar.

Hier eine kleine und nicht abschliessende Übersicht über die gängigsten Kostenelemente:

  1. Stiftungsgebühren
    Die Vorsorgestiftungen (3a, Freizügigkeit und 1e) erheben Gebühren für die Führung Ihres Vorsorgeprodukts. Diese Kosten betragen in der Regel um 0.2% bis 0.5% des durchschnittlich investierten Vorsorgekapitals pro Jahr.

  2. Gebühr für die Depotführung
    Manchmal ist diese Gebühr in der oben genannten Stiftungsgebühr enthalten. Bei auffällig tiefen Stiftungsgebühren werden diese Kosten oft noch separat belastet. Schauen Sie bei einem Vergleich genau hin!

  3. Vermögensverwaltungsgebühr
    Einige Stiftungen arbeiten mit externen Vermögensverwaltern. In diesen Fällen erheben die Vermögensverwalter noch zusätzliche Gebühren. Diese Gebühren können bis zu 1.0% oder mehr des investierten Kapitals pro Jahr betragen.

  4. Beratungsgebühr
    Falls Ihnen ein Berater ein Vorsorgeprodukt vermittelt, kann dieser noch zusätzlich eine Beratungsgebühr beanspruchen. Achten Sie darauf, dass Ihr Berater Ihnen diese Gebühren transparent ausweist. Diese Gebühr liegt in der Regel um 0.2% bis 0.5% pro Jahr. Die Beratungsgebühren sollten in einem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand des Beraters stehen. Falls Sie den Berater nach Abschluss des Vetrags mit der Vorsorgestiftung nie mehr sehen, sollten Sie sich fragen, ob er wirklich weiterhin jedes Jahr an Ihrem Vorsorgevermögen verdienen soll.
    Die Beratungsgebühren können einmalig, oder jährlich wiederkehrend sein. Besonders perfide sind Beratergebühren, welche Ihnen zusätzlich bei jeder Einzahlung (3a) belastet werden.

  5. Allfällige Kosten der eingesetzten Anlageprodukte (Fonds, ETFs)
    Oft werden in den Anlagestrategien der Vorsorgestiftungen Fonds, ETFs oder Anteile von Anlagestiftungen eingesetzt. Die Kosten dieser „Fonds“ werden in der Regel als TER (Total Expense Ratio) angegeben und dem Fondsvermögen direkt belastet. Diese belaufen sich zwischen 0.2% bis 2.0% (des invest. Kapitals) pro Jahr.

  6. Ausgabekommissionen
    Diese Gebühren können beim Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen zur Anwendung kommen.

  7. Margen bei allfälligen Fremdwährungstransaktionen
    Beim Kauf und Verkauf von Titeln in Fremdwährungen können die Vermögensverwalter beim Kauf von Fremdwährungen und dem späteren Zurückwechseln in CHF an diesen Transaktionen verdienen. Sie kennen dieses Spiel beim Kauf und Verkauf von Fremdwährungen für die Ferien.

  8. Steuern (eidg. Umsatzabgabe)
    Beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren wird die so genannte Umsatzabgabe fällig.

  9. Weitere
    Courtagen werden von Banken für die Abwicklung von Börsentransaktionen erhoben. Diese können pauschal als so genannte Ticket Fee, oder in Prozent des Transaktionsvolumens berechnet werden.

Im schlechtesten Fall können sich sämtliche Kostenkomponenten zu einem hohen Prozentsatz von über 1.5% oder gar 2.0% aufsummieren. In einem solchen Fall muss Ihre Anlagestrategie langfristig Performances von über 4.0% erzielen, damit Sie eine einigermassen akzeptable (das heisst Ihrem eingegangenem Risiko entsprechende) Rendite erzielen. Mit einer konservativen Anlagestrategie sind jedoch solche Performances eher unrealistisch!

Aus Fehlern klug werden

Zu hohe Kosten können die Rendite massiv reduzieren. Im schlimmsten Fall tragen Sie ein mehr oder weniger hohes Anlagerisiko und erzielen trotzdem nur eine Rendite, welche Sie mit einer risikolosen Anlage bzw. mit einem risikolosen Produkt auch erreicht hätten. Vor fünf Jahren hat ein Freund bei seiner Hausbank ein Freizügigkeitskonto eröffnet. Ein Teil seiner Freizügigkeitsleistung wurde in einen Fonds (Balanced; ca. 50% Aktienanteil) investiert, wobei ihm die relativ hohen Kosten sofort aufgefallen sind. Dummerweise hat er sich trotzdem für diese Lösung entschieden, weil

  • es einfach bequem war bei seiner Hausbank diese Lösung zu wählen

  • er seinen Bankberater menschlich und fachlich sehr schätzte

Das Resultat: Der Fonds hat über den gesamten Zeitraum von 2017 bis heute in keinem einzigen Jahr eine gute Performance erzielt. Die Netto-Performance (nach Abzug der Kosten) war in jedem Jahr unterirdisch.  Natürlich sind fünf Jahre kein sonderlich langer Zeitraum für eine definitive Beurteilung einer solchen Investition, aber die hohen Kosten bedingen sehr hohe Performances, damit beim Kunden eine risikogerechte Rendite hängen bleibt.

Seinem Bankberater kann er keine Schuld zuweisen, da dieser als Angestellter „seiner“ Bank nur die entsprechenden Produkte anbieten kann.

Die Unabhängigkeit von Beratern ist übrigens ein sehr wichtiges Thema, welches wir bald in meinem Blog und/oder Podcast thematisieren werden.

Fazit

  • Seien Sie mutig und investieren Sie Ihr Vorsorgekapital, bei ausreichend langem Anlagehorizont, in eine Ihrer Risikofähigkeit entsprechenden Strategie. Betreffend Risikoneigung; seien Sie nicht zu ängstlich, aber bleiben Sie wachsam und vorsichtig!

  • Zu tiefe Renditen führen zu einem schleichenden und unsichtbaren Kaufkraftverlust.

  • Achten Sie auf die Kosten Ihrer Vorsorgelösung!

  • Lassen Sie sich von einem vertrauenswürdigen und unabhängigen Honorarberater (Unabhängigkeit!) unterstützen. Das kostet im ersten Moment etwas Geld, aber langfristig können Sie durch eine gute Beratung sehr viel Geld sparen bzw. zusätzlich in Form einer angemessenen Rendite verdienen.

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